„Von denen könnte ich mich ausschließlich ernähren,“ bemerkte sie ebenso beiläufig wie bestimmt, sodass er annehmen musste, dass es von Vorteil wäre, sich mit dieser Form der Ernährung anzufreunden, wollte er daran denken, den Wirbelwind bisweilen ins Auge zu blicken, um es meteorologisch auszudrücken. Nun, aus diesem Blickwinkel betrachtet, offenbarte sich die neue Welt um ihn gleich viel vertrauter, denn er war ein Mann, dem es durchaus geläufig war, der Gefahr sozusagen ins Auge zu blicken, wenn sich der Sturm ankündigte.
Rote Linsen? Was sollte er bloß mit roten Linsen anfangen? Er kannte grüne Bohnen, Blau-, Rot- und Sauerkraut, Süßkartoffel, scharfe Pfefferoni, flaumige Mehlspeisen und saftigen Schweinsbraten, aber alle diese Köstlichkeiten, die ihm einfielen, hatten mit roten Linsen absolut nichts am Hut.
Nun begannen daher bange Gedanken in ihm aufzukeimen, wenn er daran dachte, in all seiner Zuneigung ins Auge des Wirbelsturms zu blicken und dabei nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, dass er die Fäden fest in der Hand zu halten dächte, zu vermitteln, dass ihm rote Linsen nicht nur bekannt wären, sondern in seiner persönlichen Erinnerung zu einer langjährigen Leibspeise, schlicht zur unverzichtbaren Zutat zu allen Köstlichkeiten, die zu zaubern er je imstande wäre, zählen würde. Gut, dachte er, als ihn naturgemäß die ersten Schweißperlen auf die Stirn traten, denn, auch das wusste er, es würde nicht lange dauern, bis sich die Frage nach den allgegenwärtigen roten Linsen stellen würde. Wo waren die Zeiten, als sich die Fangemeinde an seinen g’schmackigen Eintöpfen erfreute, an den Fischtöpfen, den pots aux feux, wo man glauben mochte, dass die frisch verschiedene Henne noch aus der Terrine gackerte. Die Kastagnetten schienen aus der garenden Paella zu klappern und aus dem herzhaften Chili con carne konnte man ein kräftiges Cucaracha vernehmen, das Appetit machte auf ein deftiges Speisevergnügen.
Aber rote Linsen?
„Fürchte dich nicht,“ vernahm er plötzlich eine zarte Stimme, „und pass auf, was ich dir zu erzählen habe: Was du brauchst, schreib mit, das kannst du dir nicht alles merken, sind zwei rote Paprika, Karotten, kleine Chilis, frischer Ingwer, drei Zwiebeln, Knoblauch, Kichererbsen, Kidneybohnen, Gemüsesuppe, und zum Würzen nehmen wir rote Currypaste, Kreuzkümmel, Koriander, … , ach ja, damit ich darauf nicht vergesse,“ schmunzelte sie, „und einen Berg roter Linsen brauchen wir natürlich auch.“
Er glaubte, seinen Augen und vor allem den Ohren nicht trauen zu können, die Kochfee hatte ihm soeben beigebracht, aus seinen althergebrachten Kenntnissen ein neues Kunstwerk zu kreieren. Geschwind notierte er noch einmal die Zutaten auf ein großes Blatt Papier, damit er nur ja nichts vergäße einzukaufen. Aber dann zückte er auch schon das Telefon und fragte sie, lässig, cool und ganz Gourmet von Welt, ob sie am Wochenende zum Essen „Es gibt Rote Linsen Chili“ vorbeischauen würde.
klingt verlockend, nur nach meinem Geschmack sind die Kichererbsen nicht passend zu roten Linsen. ;-))
für meinen Geschmack sind die Kichererbsen nicht passend zu roten Linsen…;-))